25. Oktober 2017

Tragbares Vaterland

Band 3 stellt Texte aus Familien jüdischer Mostviertler vor: Mundartgedichte, Essays, Fluchtberichte, Tagebücher und Briefe. Der Band beinhaltet auch eine reichhaltige Datensammlung zu den Shoah-Opfern jüdischer Mostviertler.

Ein Tragbares Vaterland war für unsere jüdischen Landsleute zunächst die überlieferte Art des jüdischen Lebens ohne eigenen jüdischen Staat. Tragbares Vaterland wurde ihnen aber auch ihre Heimat Österreich als Bollwerk gegen die rassistische Aggression, die zuerst die jüdischen Österreicher bedrohte und in der Folge auf ganz Europa übergriff. Zum „Tragbaren Vaterland“ gehören auch die Mutigen, die der rassistischen Gewalt widerstanden, und die Gerechten und Samariter, die den Bedrohten zu Hilfe kamen.

Versöhnen heißt: Nicht Vergessen/Reconciling Is Not To Forget

Um die verlorene Geschichte der jüdischen MitbürgerInnen dem Vergessen zu entreißen, ist ein versöhnlicher Umgang mit der Geschichte nötig. Dieser schließt ein: die Bestrafung der Täter; die Analyse des mangelnden Widerstandes; das Wissenwollen um die Schicksale der Opfer; Kontakt mit Überlebenden und ihren Nachkommen. Erst so wird das Vergessen unerträglich. Versöhnlich und daher zuträglich wird es, nicht zu vergessen. Und verlässliche Zeiten des Gedenkens einzurichten.

Ernst Kerpen, jüdischer Feuerwehrmann aus Zell an der Ybbs, machte sich auf die gute Integration der jüdischen Mostviertler folgenden Reim:

„Ob klerikal, ob liberal,
die Feuerwehr hilft überall.
Und da Ernst, der denkt dazua noch: Oi,
kein Unterschied zwischen Jud und Goi!“

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